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Welche Abzüge kann ich als Expat in der Steuererklärung geltend machen?

Als Expat in der Schweiz haben Sie Zugang zu zahlreichen Steuerabzügen, die Ihre Steuerlast erheblich reduzieren können. Neben den allgemeinen Abzügen, die alle Steuerpflichtigen nutzen können, gibt es spezielle Expat-Abzüge, die nur für entsandte Fachkräfte gelten. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen systematisch alle verfügbaren Abzugsmöglichkeiten.

Expat-spezielle Abzüge: Ihre besonderen Vorteile

Definition: Wer gilt als Expatriate?

Als Expatriate qualifizieren leitende Angestellte und Spezialisten, die von ihrem ausländischen Arbeitgeber vorübergehend (maximal fünf Jahre) in die Schweiz entsendet werden.

Voraussetzungen für Expat-Status:

  • Entsendung von ausländischem Arbeitgeber
  • Zeitlich befristet: Maximal 5 Jahre
  • Leitende Position oder Spezialistenqualifikation
  • Inbound: Vom Ausland in die Schweiz

Spezielle Expat-Abzüge nach Ansässigkeit

Für Expats mit Ansässigkeit im Ausland (Wochenaufenthalter):

  1. Notwendige Reisekosten zwischen Heimat- und Arbeitsland
  2. Angemessene Wohnkosten in der Schweiz

Für Expats mit Ansässigkeit in der Schweiz:

  1. Notwendige Reisekosten zwischen Heimat- und Arbeitsland
  2. Angemessene Wohnkosten in der Schweiz
  3. Umzugskosten in die Schweiz
  4. Schulkosten für minderjährige Kinder

Expat-Abzüge im Detail

1. Reisekosten Home-Host Country

Für Expats mit ausländischem Wohnsitz:

  • Regelmässige Heimreisen: Kosten für Wochenend-/Ferienreisen
  • Transportmittel: Flug, Bahn, Auto (angemessene Klasse)
  • Frequenz: Nach beruflicher Notwendigkeit

Für Expats mit Schweizer Ansässigkeit:

  • Hin- und Rückreise: Bei Beginn und Ende der Entsendung
  • Familie inklusive: Reisekosten für Ehepartner/Kinder
  • Einmalkosten: Nicht regelmässige Heimreisen

2. Doppelte Wohnkosten (Double Housing)

Voraussetzungen:

  • Wohnstätte im Ausland dauerhaft zur Verfügung
  • Kein Untervermietung während Entsendung
  • Nachweis der Parallelkosten erforderlich

Angemessenheit nach Kanton:

  • Gehaltsspannen-Tabellen: Viele Kantone haben Richtlinien
  • Ausländische Wochenaufenthalter: Geringere Wohnkosten
  • Schweizer Ansässige: Höhere Ansprüche anerkannt

3. Umzugskosten

Abzugsfähige Umzugskosten:

  • Transport von Hausrat und Möbeln
  • Verpackung und Versicherung
  • Zollabwicklung und Verzollung
  • Direkte Kosten der Wohnsitzverlegung

Nicht abzugsfähig:

  • Wohnungseinrichtung und neue Möbel
  • Wohnnebenkosten der neuen Unterkunft
  • Kosten für Beibehalten der ausländischen Wohnung

4. Schulkosten für Kinder

Voraussetzungen:

  • Minderjährige Kinder des Expats
  • Muttersprache nicht verfügbar an öffentlichen Schulen
  • Fremdsprachige Privatschule erforderlich

Beispiele:

  • Deutscher Expat in Tessin: Schulkosten abzugsfähig (kein deutscher Unterricht)
  • Deutscher Expat in Zürich: Keine Schulkosten (deutscher Unterricht verfügbar)
  • Englischer/Spanischer Expat: Schulkosten meist abzugsfähig

Nicht abzugsfähige Schulkosten:

  • Verpflegungskosten in der Schule
  • Transportkosten zur Schule
  • Betreuungskosten vor/nach Unterricht

Allgemeine Abzüge für alle Expats

Berufsauslagen

Als Expat haben Sie oft höhere Berufsauslagen als lokale Arbeitnehmer:

Pauschalabzug für übrige Berufsauslagen:

  • 3% des Nettolohns: Standard-Pauschale
  • Minimum CHF 2'000: Auch bei niedrigerem Lohn
  • Maximum CHF 4'000: Ohne besonderen Nachweis
  • Höhere Abzüge: Mit detailliertem Beleg möglich

Fahrtkosten:

  • ÖV-Abonnemente: Vollständig abzugsfähig
  • Privatauto: 70 Rp./km (bei Notwendigkeit)
  • Velo/E-Bike: CHF 700 Pauschale pro Jahr
  • Maximum: CHF 3'200 (Bund), CHF 6'300 (Kantone)

Verpflegungsmehraufwendungen:

  • Auswärtige Hauptmahlzeit: CHF 15 pro Mahlzeit
  • Mit Verbilligung: CHF 7.50 pro Mahlzeit
  • Maximum: CHF 3'200 resp. CHF 1'600 pro Jahr
  • Nachweis: Arbeitsplatz erlaubt keine Heimkehr

Aus- und Weiterbildungskosten

Für Expats besonders relevant bei Karriereentwicklung:

Abzugsfähige Bildungskosten:

  • Berufliche Weiterbildung: Nach der Erstausbildung
  • Umschulungen: Beruflicher Wechsel
  • Sprachkurse: Beruflich relevante Sprachen
  • Fachkurse: Branchenspezifische Fortbildung

Limits:

  • Bundessteuer: CHF 12'000 pro Jahr
  • Kantonale Limits: Variieren (CHF 10'000-15'000)
  • Selbstgetragene Kosten: Arbeitgeber darf nicht zahlen

Vorsorgeabzüge

Säule 3a (Gebundene Vorsorge):

  • Angestellte mit Pensionskasse: CHF 7'056 (2025)
  • Selbständige ohne Pensionskasse: 20% des Nettoeinkommens, max. CHF 35'280
  • Neu ab 2025: Nachzahlung verpasster Beiträge möglich
  • Voraussetzung: AHV-pflichtiges Erwerbseinkommen

Pensionskassen-Einkäufe:

  • Freiwillige Einkäufe: Vollständig abzugsfähig
  • Einkaufspotenzial: Auf Pensionskassenausweis ersichtlich
  • Sperrfrist: 3 Jahre bei anschliessendem Kapitalbezug
  • Staffelung: Über mehrere Jahre steuerlich optimal

Versicherungsprämien

  • Krankenversicherung: Obligatorische und Zusatzversicherungen
  • Unfallversicherung: Private Ergänzung zur obligatorischen
  • Lebensversicherung: Mit Sparkomponente (Säule 3b)
  • Rechtsschutzversicherung: Beruflich relevante Policen

Familienabzüge für Expats

Kinderabzüge

  • Pro Kind: Fixer Betrag (kantonal unterschiedlich)
  • Bis Volljährigkeit: Oder Ende der Erstausbildung
  • Stichtagsprinzip: Verhältnisse per 31. Dezember massgebend
  • Beispiele: CHF 9'000 (Zürich), CHF 8'000 (Bern)

Fremdbetreuungskosten

Für berufstätige Expat-Eltern besonders relevant:

  • Kinderkrippen/Kitas: Externe Betreuung
  • Tagesmutter: Private Betreuung
  • Horte: Schulergänzende Betreuung
  • Maximum: CHF 10'100 pro Kind (Bundessteuer)

Zwei-Verdiener-Abzug

  • Beide Ehepartner erwerbstätig: Abzug möglich
  • Kantonal unterschiedlich: CHF 3'000-8'000
  • Mindestpensum: Oft 50% für Zweitverdiener erforderlich

Unterhaltszahlungen

  • Alimente: An Kinder oder Ex-Partner
  • Unterstützung: An bedürftige Verwandte
  • Gerichtlich festgelegt: Oder freiwillig geleistet

Wohnkosten-Abzüge

Eigentum

  • Hypothekarzinsen: Vollständig abzugsfähig
  • Unterhaltskosten: Werterhaltende Arbeiten
  • Liegenschaftssteuern: Kantonale/kommunale Abgaben
  • Verwaltungskosten: Externe Hausverwaltung

Miete

  • Mietzins: Normalerweise nicht abzugsfähig
  • Ausnahme: Geschäftlich genutzter Anteil der Wohnung

Spezielle Abzüge für internationale Situation

Ausländische Steuern

  • Quellensteuer im Heimatland: Bei grenzüberschreitenden Einkünften
  • Doppelbesteuerungsabkommen: Anrechnung möglich
  • Formular DA-1: Für Anrechnung erforderlich

Vermögensverwaltungskosten

  • Anlageberatung: Professionelle Vermögensverwaltung
  • Depot- und Kontogebühren: Bei Wertschriftenanlagen
  • Tresor-/Safe-Miete: Für Wertaufbewahrung

Schuldzinsen

  • Private Kreditzinsen: Für Konsumzwecke (beschränkt)
  • Anlagefinanzierung: Für Wertschriftenkäufe
  • Ausländische Hypotheken: Bei Immobilien im Heimatland

Gesundheits- und Krankheitskosten

Abzugsfähige Krankheitskosten:

  • Über Franchise und Selbstbehalt: Der Krankenkasse
  • Zahnarztkosten: Nicht von Versicherung gedeckt
  • Alternative Medizin: Anerkannte Heilmethoden
  • Brillen/Linsen: Bei medizinischer Notwendigkeit

Selbstbehalt-Regel:

  • 5% des Nettoeinkommens: Müssen überschritten werden
  • Kumulierung: Über mehrere Jahre möglich
  • Familienkosten: Zusammenrechnung erlaubt

Behinderungsabzüge

  • Hilflosenabzug: Bei eigener Behinderung
  • Behinderungskosten: Behinderungsbedingte Mehrkosten
  • Unterstützungsabzug: Für unterstützte behinderte Personen

Spenden und gemeinnützige Beiträge

Abzugsfähige Spenden:

  • Gemeinnützige Organisationen: Mit Steuerbefreiung
  • Kulturinstitutionen: Theater, Museen, Orchester
  • Bildungseinrichtungen: Universitäten, Schulen
  • Kirchliche Organisationen: Anerkannte Religionsgemeinschaften

Limits:

  • Maximum: 20% des steuerbaren Einkommens
  • Schweizer Organisationen: Grundsätzlich nur diese
  • Mindestbetrag: Meist CHF 100 pro Spende

Praktische Umsetzung der Abzüge

Nachweis und Dokumentation

Expat-spezifische Belege:

  • Entsendungsvertrag: Nachweis des Expat-Status
  • Reisekostenabrechnungen: Flüge, Hotel, Transport
  • Wohnkostenbelege: Miete, Nebenkosten beider Wohnungen
  • Schulrechnungen: Internationale Schulen
  • Umzugsrechnung: Detaillierte Kostenaufstellung

Allgemeine Belege:

  • Lohnausweis: Basis für Abzugsberechnung
  • Versicherungspolicen: Prämienbescheinigungen
  • Spendenquittungen: Von anerkannten Organisationen
  • Aus-/Weiterbildung: Kursbestätigungen und Rechnungen

Geltendmachung im Lohnausweis

Expat-Kosten vom Arbeitgeber erstattet:

  • Ziffer 13.1.2: "Übrige effektive Spesen"
  • Pauschalen: Ziffer 2.3 "Andere Gehaltsnebenleistungen"
  • In Bruttolohnsumme: Dann in Steuererklärung abziehen
  • Expatriate-Ruling: Ziffer 15 "Bemerkungen"

Veranlagungsverfahren

Quellensteuer-Pflichtige:

  • Nachträgliche Ordentliche Veranlagung (NOV): Bei über CHF 120'000
  • Freiwilliger NOV-Antrag: Für höhere Abzüge
  • Neuberechnung Quellensteuer: Bei falschen Ansätzen

Ordentlich Veranlagte:

  • Direkt in Steuererklärung: Alle Abzüge erfassen
  • Detaillierte Aufstellung: Bei aussergewöhnlichen Kosten
  • Belegeinreichung: Auf Verlangen der Steuerbehörde

Kantonale Besonderheiten

Unterschiede bei Expat-Regelungen:

  • Angemessenheit: Verschiedene Bewertungsmassstäbe
  • Pauschalbeträge: Kantonal unterschiedliche Limits
  • Nachweisanforderungen: Verschiedene Dokumentationsstandards

Beispiel kantonaler Unterschiede:

Zürich:

  • Expat-freundlich: Detaillierte Regelungen
  • Hohe Wohnkosten: Entsprechend höhere Abzüge anerkannt
  • Internationale Schulen: Viele anerkannte Institutionen

Zug:

  • Niedrige Steuersätze: Attraktiv für Expats
  • Grosszügige Auslegung: Bei Expat-Kosten
  • Crypto Valley: Spezielle Regelungen für Blockchain-Expats

Optimierungsstrategien für Expats

Timing der Abzüge

  • Steuerjahr beachten: Zahlungszeitpunkt massgebend
  • Staffelung: Grosse Ausgaben über Jahre verteilen
  • Jahresende: Säule 3a-Einzahlungen bis 31.12.

Kombination verschiedener Abzüge

  • Expat-Kosten + allgemeine Abzüge: Optimal kombinieren
  • Familie: Alle Familienmitglieder berücksichtigen
  • Internationale Koordination: Mit Heimatsteuern abstimmen

Professionelle Unterstützung

  • Expat-Steuerberater: Spezialisiert auf internationale Fälle
  • Arbeitgeber-Support: HR-Abteilung für Expat-Services
  • Laufende Betreuung: Änderungen rechtzeitig umsetzen

Häufige Expat-Fehler bei Abzügen

Nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten:

  • Expat-Status nicht geltend gemacht: Spezialabzüge verpasst
  • Doppelte Wohnkosten übersehen: Erhebliche Ersparnisse möglich
  • Internationale Schulkosten: Nicht alle Expats nutzen Abzug
  • Reisekosten unterschätzt: Regelmässige Heimreisen summieren sich

Dokumentationsfehler:

  • Unvollständige Belege: Abzüge werden nicht anerkannt
  • Falsche Kategorisierung: Expat-Kosten als normale Ausgaben deklariert
  • Timing-Probleme: Ausgaben im falschen Steuerjahr erfasst

Rechtliche Stolperfallen:

  • 5-Jahres-Limite: Expat-Status zeitlich begrenzt
  • Ansässigkeitswechsel: Auswirkungen auf Abzugsberechtigung
  • Vertragsgestaltung: Einfluss auf steuerliche Behandlung

Checkliste: Expat-Abzüge optimal nutzen

Expat-spezifische Abzüge prüfen:

  • Expat-Status qualifiziert: Leitender Angestellter oder Spezialist?
  • Entsendungsdauer: Maximal 5 Jahre?
  • Reisekosten: Home-Host Country dokumentiert?
  • Doppelte Wohnkosten: Ausländische Wohnung verfügbar?
  • Umzugskosten: Bei Schweizer Ansässigkeit erfasst?
  • Schulkosten: Internationale Schule erforderlich?

Allgemeine Abzüge maximieren:

  • Säule 3a: Höchstbetrag eingezahlt?
  • Pensionskasse: Einkaufspotenzial genutzt?
  • Berufsauslagen: Alle Kosten erfasst?
  • Weiterbildung: Berufliche Kurse abgezogen?
  • Familie: Alle Kinderabzüge und Betreuungskosten?
  • Versicherungen: Alle Prämien dokumentiert?

Dokumentation komplett:

  • Alle Belege gesammelt: Systematische Ablage
  • Internationale Nachweise: Übersetzung wenn nötig
  • Arbeitgeber-Bescheinigungen: Expat-Status bestätigt
  • Lohnausweis korrekt: Expat-Kosten richtig ausgewiesen

Zukunftsplanung für Expats

Ende der Entsendung vorbereiten:

  • Rückkehr ins Heimatland: Steuerliche Auswirkungen
  • Verbleib in der Schweiz: Wechsel zur ordentlichen Veranlagung
  • Ausweis C anstreben: Ende der Quellensteuer
  • Kapitalleistungen: Säule 3a und Pensionskasse optimal beziehen

Langfristige Steuerplanung:

  • Vermögensaufbau: Schweizer vs. internationale Anlagen
  • Immobilienkauf: Steuerliche Vor- und Nachteile
  • Familienplanung: Auswirkungen auf Abzüge
  • Karriereentwicklung: Einkommensoptimierung

Fazit: Expat-Abzüge optimal nutzen

Als Expat in der Schweiz haben Sie einzigartige steuerliche Vorteile, die weit über die normalen Abzugsmöglichkeiten hinausgehen. Die Kombination aus:

Expat-spezifischen Abzügen:

  • Doppelte Wohnkosten: Oft der größte Posten
  • Reisekosten: Regelmässige Heimreisen
  • Schulkosten: Internationale Bildung
  • Umzugskosten: Einmalige Relocation-Aufwendungen

Plus allgemeinen Abzügen:

  • Säule 3a: CHF 7'056 pro Jahr
  • Berufsauslagen: Oft höher als bei lokalen Arbeitnehmern
  • Weiterbildung: Internationale Karriereentwicklung
  • Familienabzüge: Kinder, Betreuung, Ehepartner

Kann zu erheblichen Steuerersparnissen führen - oft im fünfstelligen Bereich pro Jahr.

Erfolgsformel für Expats:

  1. Expat-Status nutzen: Alle spezifischen Abzüge ausschöpfen
  2. Systematisch dokumentieren: Lückenlose Belegsammlung
  3. Professionell beraten lassen: Internationale Steuerkomplexität
  4. Regelmässig optimieren: Situationsänderungen berücksichtigen
  5. Langfristig planen: Ende der Entsendung vorbereiten

Die steuerlichen Vorteile sind einer der wichtigsten finanziellen Aspekte einer Expat-Entsendung. Mit der richtigen Strategie können Sie Ihre Steuerlast erheblich reduzieren und mehr von Ihrem Schweizer Abenteuer profitieren.

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